Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas befindet sich im einundzwanzigsten Jahr seiner vierjährigen Amtszeit.
Wie oft findet man Fotos von sich selbst misslungen! Eine leider inzwischen verstorbene Freundin hat das anders gesehen: »Es gibt kein misslungenes Foto. Man muss es nur lange genug liegen lassen, dann wird es wie von Wunderhand ein richtig gelungenes Bild.«
Daran musste ich denken, als ich zufällig ein Foto von mir aus dem Jahr 2005 gefunden habe. Meine nähere Umgebung wird mir sicherlich widersprechen, aber ich sehe auf diesem Bild wirklich gut aus und erfreute mich bester Gesundheit. Läppische zwanzig Jahre später bin ich nicht mehr ganz so hübsch und meine Energie ist eher, sagen wir einmal vorsichtig, bescheiden geworden.
In Österreich hat man seit 2005 sechs Mal den Nationalrat gewählt und acht Bundeskanzler verschlissen; der neunte ist gerade erst ein paar Wochen im Amt. In Deutschland gab es im selben Zeitraum ebenfalls sechs Mal Wahlen auf Bundesebene und vier verschiedene Regierungsoberhäupter. Sogar Angela Merkel, die sich immerhin sechzehn Jahre als Bundeskanzlerin halten konnte, hat inzwischen schon zwei Nachfolger. In Israel fanden seit 2005 neun Parlamentswahlen statt und insgesamt fünf Premierminister bemühten sich bis heute um das Wohl des Landes.
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Und dann gibt es noch Mahmud Abbas. Dieser wurde 2005 für vier Jahre zum Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) gewählt. Seither gab es keine Wahlen in den Autonomiegebieten mehr, trotzdem gibt Abbas zwanzig Jahre später immer noch den einzigen legitimen Vertreter der Palästinenser. Obwohl er im Gazastreifen nichts zu sagen hat und sich im Westjordanland nur halten kann, weil er vom Westen mit üppigen Finanzspritzen durchgefüttert wird, wird er von den Mächtigen der Welt noch immer ernst genommen und umschmeichelt.
Gerade erst letzte Woche war Abbas zu Gast in Moskau, also in jener Stadt, in der er einst studiert und seine Dissertation, in der er den Holocaust leugnete, geschrieben hatte. Sein Gastgeber, der russische Präsident Wladimir Putin, ist, wenn man die Präsidentschaft seines Strohmannes Dmitri Medwedew mitzählt, sogar noch länger an der Macht als der PA-Präsident. Da er sein Land, anders als Abbas, völlig unter Kontrolle hat, konnte er sich sogar mehrfach den Luxus von Wahlen leisten. – Praktisch, wenn Niederlagen ausgeschlossen sind.
Der russische Autokrat und der palästinensische Möchtegernherrscher haben sich geherzt und geküsst und waren ein Herz und eine Seele, zumindest für die Propagandafotos. Aber hinter den lächelnden Gesichtern verstecken sich zwei Männer, die ihren Bevölkerungen wenig Grund zur Freude geben.
Der eine hat gleich mehrere Nachbarländer überfallen und Kriege angezettelt, in denen hunderttausende Menschen abgeschlachtet wurden, der andere hat sämtliche Angebote ausgeschlagen, die den Palästinensern die Perspektive auf eine bessere Zukunft geboten hätten, und lässt die Kinder in palästinensischen Schulen Hass auf Israel und Lobpreisungen des Terrors lernen, statt sie Frieden und Toleranz zu lehren.
Im Gegensatz zu meinem zwanzig Jahre alten Foto sind aus den alten Bildern dieser beiden Männer, die seit Jahrzehnten in Klassenzimmern und Behördenstuben hängen, im Laufe der Jahre keine gelungenen Bilder geworden.