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Rätselhafte Motive
NU - Ausgabe Nr. 28 (3/2007)
von Erwin Javor
Es ist mir unbegreiflich, was Frau Klingl prädestinieren soll, im Vorstand der israelischen Handelskammer zu sein.
Gabriel Lansky, Präsident der Österreichisch Israelischen Handels-kammer AICC, hat vor einigen Monaten NU wegen einer Glosse geklagt, doch nach mehreren Verhandlungen wurde schlussendlich ein friedlicher Vergleich gefunden. Um meinen guten Willen zu demonstrieren und die angespannte Atmosphäre aufzulockern, hatte ich mich im Zuge der Einigungsgespräche spontan entschlossen, Mitglied von AICC zu werden. Zudem meinte die erstaunlich nette und kompetente Richterin, dass sich Juden — und ganz besonders in Österreich — nicht streiten sollten. Wir hätten doch schon genug Feinde. Das hat schließlich beide Seiten überzeugt und so gingen wir in Freundschaft auseinander.
Seit dieser Zeit bin ich also Mitglied der Handelskammer und erhalte demnach diverse nützliche Informationen. Ende Mai konnte ich einer Mitglieder-aussendung entnehmen, dass ein neues AICC-Präsidium gewählt wurde. Der Präsident schlug vor, über das neue Präsidium „en bloc“ abzustimmen. Gegen den Wahlvorschlag gab es keine Gegenstimmen und keine Enthaltung, er wurde somit einstimmig angenommen. Danach gratulierte der Präsident dem neuen Präsidium und freute sich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Und so kam es, dass Livia Klingl —Ex-Leiterin des Ressorts Außenpolitik des „Kurier“ — nunmehr drei Jahre lang die Geschicke der Österreichisch Israe-lischen Handelskammer mitbe-stimmen wird. Livia Klingl versucht, seit vielen Jahren, ihren Lesern internationale Krisen begreiflich zu machen und Hintergründe offen zu legen. Erstaunli-cherweise ortet sie die Gefahren für den Weltfrieden hauptsächlich im Nahost-konflikt. Vor allem dann, wenn Israel oder die USA daran beteiligt sind. Ihre Sympathien für die palästinensische Sache kann sie dabei aber nicht verbergen. Ihre einseitige Berichterstattung, die Auswahl ihrer Interviewpartner und das geschickte Auslassen gewisser Fakten geben seit Jahren ein Zerrbild der Situation in Israel wieder
Ihre augenscheinliche Weltanschauung bringt Livia Klingl dem „Kurier“-Leser mit Zitaten näher. Sie zitiert gerne Hamas- und PLO-Aktivisten und zum „Ausgleich“ dann israelische Opposi-tionelle. Der Sicherheitszaun, der nachweisbar ein wirksamer Schutz gegen Terror-anschläge geworden ist, wird in ihren Artikeln zur „Apartheidsmauer“. Als im Jahre 2002 die israelische Armee in Dschenin gegen Terroristen und Selbstmordattentäter vorging, wurde diese Aktion wochenlang im „Kurier“ als Massaker dargestellt. Die fettgedruckten Schlagzeilen lauteten unter anderem: Arafats Abrechnung: „Sharon ist ein Rassist und Nazi — Dschenin wurde Dscheniningrad“. Die Kam-pagne wurde aber zu weit getrieben. Schlussendlich musste der „Kurier“ sich entschuldigen: „Im Jahresrück-blick in der Ausgabe des KURIER vom 25. Dezember 2002 war auf Seite 29 zu lesen, dass im Flüchtlingslager Dschenin bei Kämpfen ,mehrere hundert Palästinenser ums Leben gekommen‘ seien. Eine UNO-Untersuchung hat jedoch ergeben, dass bei den Kämpfen in Dschenin 52 Palästinenser getötet worden sind. Wir bedauern diesen Irrtum.“
Sicher ist es auch Frau Klingl nicht entgangen, dass die meisten Opfer in anderen Weltgegenden zu beklagen sind. Unter anderem töten irakische Sunniten täglich Dutzende irakische Schiiten und umgekehrt. Indische Moslems töten indische Hindus und umgekehrt. Im Sudan werden hunderttausende Unschuldige vertrieben und massakriert und in Algerien wurden seit 1991 von der Weltöffentlichkeit fast unbemerkt 120.000 Menschen ermordet. Ganz zu schweigen von Afrika, wo seit Jahren gegenseitige Vernichtungs-kriege toben und Millionen von Toten zu beklagen sind. Frau Klingl scheint das aber wenig zu interessieren. Ihre These ist es offenbar, dass der Weltfriede einzig und allein von Israel abhängt, einem Land das gerade einmal so groß ist wie Niederösterreich und sieben Millionen Einwohner hat.
Es ist mir unbegreiflich was Frau Klingl prädestinieren sollte, Mitglied im Vorstand einer israelischen Handelskammer zu werden. Über die Motive des Präsidenten darf gerätselt werden.