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Im Kampf der Kulturen
NU - Ausgabe Nr. 26 (4/2006)
von Erwin Javor
Man kann trefflich darüber streiten, ob der so genannte „Kampf der Kulturen“ einen Vorläufer eines bevorstehenden weltumspannenden militärischen Konflikts oder bereits den Beginn des Dritten Weltkriegs darstellt. Unbestreitbar ist jedoch die Tatsache, dass Ahmadinedschad und Co es absolut ernst meinen und ihre Pläne in aller Öffentlichkeit deutlich und unmissverständlich artikulieren. Schon im Jahr 1988, also noch vor der öffentlichen Erklärung von Ahmadinedschad: „Israel muss von der Landkarte getilgt werden“, hat Haschemi Rafsandschani eindeutig Stellung bezogen: „Natürlich muss sich der Iran atomar bewaffnen.“ Im Jahr 2001 erklärte er seine Sicht der Folgen, wenn sowohl der Iran als auch Israel Atomwaffen einsetzen würden: „Von Israel würde nichts übrig bleiben, während die moslemische Welt nur einen Schaden erleiden würde.“
Würde Rafsandschani damit auch die Auslöschung des palästinensischen Volkes in Kauf nehmen, was aufgrund der geografischen Nähe zu Israel ja unvermeidbar wäre? Sozusagen ein notwendiges Bauernopfer, um ein erhabenes Ziel zu erreichen, nämlich folgerichtig und vorrangig die „jüdische Frage“ zu lösen? Nicht nur Henryk Broder fragt in seinem neuesten Buch*: „Wie klar und unmissverständlich muss einer seine Mordpläne verkünden, um ernst genommen zu werden? Hanija und Ahmadinedschad meinen es ernst. Nur die Europäer wollen es nicht wahrhaben.“
Während die arabische Welt sich und anderen erfolgreich einredet, dass Israel Völkermord an den Palästinensern verübt — übrigens der einzige „Völkermord“ in der Geschichte, bei dem die Bevölkerung nicht dezimiert wurde, sondern sich im Gegenteil um das Neunfache vermehrt hat — sehen die Fakten ganz anders aus.
Dr. Gunnar Heinsohn, Professor an der Universität Bremen und Leiter des Europäischen Instituts für Völkermordforschung, konnte nachweisen, dass der Israel-Palästina-Konflikt weltweit eine der unblutigsten militärischen Auseinandersetzungen ist. Es werden in diesem Krieg seit 1960 ca. 8.000 Tote beklagt. Aufgrund der relativ niedrigen Opferzahl findet sich diese Auseinandersetzung auf einer globalen „Rangliste“ weit unten und zwar auf Rang 46. Zeitgleich mussten mehr als 1,6 Millionen Menschen in innerarabischen Kriegen ihr Leben lassen — alleine in Bürgerkriegen in Algerien 150.000 Menschen und weitere 150.000 im Libanon.
Die vielen Unschuldigen, die jeden Tag im Irak Opfer von Terroranschlägen, Geiselentführungen, Enthauptungen und Massakern werden, entfachen medial keineswegs die gleiche weltweite Empörung wie der so genannte Nahostkonflikt. Geschickt und erfolgreich wird immer wieder das Bild vermittelt, dass die Ursache der Wut und des Frustes in der arabischen Welt in der Behandlung der Palästinenser durch die Israelis zu suchen ist. Für selbst verschuldete Defizite, sei es in der ökonomischen oder gesellschaftlichen Entwicklung, werden Juden und die USA verantwortlich gemacht. Judenfeindliche Parolen werden in aller Öffentlichkeit skandiert und antizionistische Demonstrationen und Holocaustleugnung sind im Iran an der Tagesordnung. Ritualmordlegenden im arabischen Fernsehen werden von Europäern zwar pflichtschuldigst verurteilt, jedoch als Taten einiger Extremisten bagatellisiert.
Gleichzeitig warnen prominente europäische Politiker vor unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft, falls Sanktionen gegen das Regime in Teheran beschlossen werden sollten.
Die Erklärung dafür liegt in der Sorge um die Handelsbilanzen. 1,5 Milliarden Moslems, Terrordrohungen und die Ölwaffe sind gute Gründe sich etwas vorzugaukeln. Wie hoch muss eigentlich der Ölpreis steigen, bis die Existenz Israels zur Disposition steht? Die Welt befindet sich derzeit in einer ähnlichen Situation wie 1938 und die Geschichte hat uns gelehrt, dass Chamberlains Appeasementpolitik gegenüber den Nazis scheitern musste. Wenn Shimon Peres, der Ahmadinedschad als Farsisprechenden Hitler bezeichnet, Recht haben sollte, dann Gnade uns Gott.
* Henryk M. Broder: Hurra, wir kapitulieren!