NU - Mammeloschn
Oj Mamme!
NU - Ausgabe Nr. 50 (4/2012)
Von Erwin Javor
Bekanntlich gehen die meisten erwachsenen männlichen Juden früher oder später zum Psychiater. In anderen Worten, reden wir von der Mamme (der Mutter). Nachdem die Mammeloschn nach ihr benannt sind, wird es Zeit, ihr endlich einmal eine Kolumne angedeihen zu lassen:
Drei jüdische Mammes treffen sich im Kaffeehaus und schwärmen von ihren Söhnen. „Mein Itzig, mein Kroin (mein Isaac, meine Krone), ruft mich täglich zweimal an und fragt, wie es mir geht!“ - „Das ist nichts!“ sagt die zweite. „Mein Moischele, mein Professor, mein Talmud Chuchem (mein Moses, mein Gelehrter), schickt mir jeden Tag Blumen!“ – Die dritte zuckt unbeeindruckt mit den Schultern. „Tss. Das ist doch gar nichts! Mein Schimschoin, mein Sießer (mein Simon, mein Süßer), geht jeden Tag zum Doktor.“ – „Und was macht er dort?“ – Triumphierend antwortet die stolze Mamme: „Er redet nur von mir!“
Und das beweist auch, dass Jesus Christus Jude war. Er fand sich kein nettes jüdisches Mädchen zum Heiraten, er lebte viel zu lange zu Hause und die Mamme war fest davon überzeugt, dass ihr Sohn Gott ist.
Einige der Merkmale der Spezies jiddische Mamme sind bereits deutlich zu erkennen. Weiters ist sie per Definition eifersüchtig, bestimmend, besitzergreifend, weiß alles besser, klammert, macht sich immer Sorgen und stopft ihre Kinder ständig mit Lebensmitteln voll. Außerdem kann sie besonders gut nachhaltige Schuldgefühle erzeugen. Was sie allerdings vor allem auszeichnet, ist ihre unerschütterliche Überzeugung, dass ihre Kinder Genies und schön sind. Was logischerweise dazu führt, dass niemand für sie gut genug sein kann:
Mordechai Blumenfeld hatte seiner Mutter schon so viele Freundinnen vorgestellt, keine war ihr recht. Keine. Friedliebend wie er war, ersann er schließlich eine List, um dieses Problem endlich in den Griff zu bekommen. Er lud gleich zehn gutaussehende, nette, kluge, junge Frauen ein, um sie seiner Mutter vorzustellen. Bedacht auf Gerechtigkeit, schäkerte er gleichmäßig mit jeder, um seine wahre Vorliebe zu verschleiern. Der Abend verlief planmäßig. Mordechai rieb sich schon die Hände. Am nächsten Tag fragte er verschmitzt seine Mutter: „Nu? Welche werde ich heiraten?“ – „Natürlich die Rothaarige!!“ Mordechai war sprachlos. „Woher hast du das gewusst??!“ Die Mutter wirft ihrem Spross einen mitleidigen Blick zu. „Sie gefällt mir nischt!“
Mordechais Bruder Schmuel versuchte aus dieser bitteren Erfahrung zu lernen. Er legte es wissenschaftlich an, ging folglich zum Rebben und fragte den um Rat. „Reb Schloime. Was soll ich tun? Wie komme ich zu einer Frau, die mir die Mamme nicht ablehnt?“ - „Hm. Hmm!!“ Reb Schloime war sich der Herausforderung bewusst. Nach langer, reiflicher Überlegung blitzte es schließlich in seinen Augen auf, er hatte die Lösung: „Such dir ein Mädchen, das deiner Mutter ähnlich ist, gegen so eine kann sie nichts sagen.“ Schmuel gefiel der Gedanke, und er machte sich auf die Suche. Reb Schloime war gespannt. Wochen und Wochen hörte er kein Wort mehr von Schmuel, also bestellte er ihn schließlich zu sich: „Nu? Was is?!“ Schmuel seufzte tief. Sehr tief. Und erzählte. „Ich habe genau das gemacht, was der Rebbe geraten hat. Ich habe mir eine Frau gesucht, die fast genauso wie meine Mamme aussieht. Die redet wie sie. Die sich anzieht wie sie. Die sich bewegt wie sie. Die sogar kocht wie sie. Die mich herumkommandiert wie sie.“ – „Nu? Nu? Was ist geschehen? Hat sie der Mamme denn nicht gefallen?!“ – „Oh, doch“, seufzte Schmuel, „ober der Tate hot sie fant! (Aber mein Vater mag sie nicht.)“
Und jetzt muss ich leider gehen, ich habe einen Termin beim Psychiater.