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Darabos, Deutsch und Dolmereien
NU - Ausgabe Nr. 48 (2/2012)
Der Zweierkommentar von Erwin Javor und Peter Menasse
Menasse: Erwin, du hast es gut. Du hast mich als Mastermind.
Javor: Ich weiß schon, ich bin ausgeglichen, beliebt, hoch geachtet und wegen meiner Brillanz verehrt. Aber was bitte hat das mit dir zu tun?
Menasse: Du verdankst doch alles meinen Ezzes und PR-Aktionen. Sonst würden sie dich so kennen, wie ich dich kenne. Oj weh.
Javor: Wenn du meinst. Aber ich bin ja ein einfacher Fall, bescheiden, genügsam, zurückhaltend und gut aussehend. Kannst du auch schwierigen Fällen, wie den „Dolms der Woche“ des „Falter“ zu einem guten Image verhelfen?
Menasse: Jedem Dolm der Woche? Wir wollten uns doch aus dem Wahlkampf heraushalten.
Javor: Also gut. Dann gebe ich dir was Leichteres. Wie wäre es mit Darabos.
Menasse: Das ist ganz schwierig. Erstens ist er schuld daran, dass der verehrte Herr Interimspräsident zum Dolm wurde und zweitens war er ja selbst „Hero der Woche“ im Qualitätsmagazin „News“. Dem ist nicht zu helfen.
Javor: Du hast recht, der ist einmalig. Die israelische Regierung sollte ihn abwerben.
Menasse: Als Außenminister, statt dem Lieberman?
Javor: Nein, er soll nach seinem Können und seiner Ausbildung eingesetzt werden. Israelischer Verteidigungsminister wäre richtig. Seit Darabos in Österreich sein hohes Amt übernommen hat, gab es keinen einzigen Krieg mehr gegen unser Land.
Menasse: Warum sollen sich aber die Feinde Israels vor ihm fürchten?
Javor: Es ist der Zweitschlag. Stell dir vor, er gibt eines seiner gnadenlosen Interviews zum Kriegsgeschehen.
Menasse: Du bist strenger als der Ossi Deutsch. Der hat nur gesagt, der Darabos mag keine lebenden Juden.
Javor: Bei der Bemerkung habe ich mir gedacht, kein Wunder, dass er keine noch lebenden Juden mag. Er kennt ja dich.
Menasse: Wegen dir werde ich mich nicht entleiben.
Javor: Also wenn schon so viele die toten Juden nicht mögen und noch weniger die lebendigen, wirklich beliebt sind die neuen Juden.
Menasse: Meinst du den Strache?
Javor: Auch, aber jetzt denke ich gerade an den Präsidenten, den die neuen Juden haben, an den Martin Graf.
Menasse: Der ist allerdings nur dritter Präsident. Das kann sich nicht vergleichen mit dem ersten Präsidenten von den alten Juden.
Javor: Alte Juden, neue Juden, tote Juden, lebendige Juden – der Sinowatz hatte schon recht: Das ist alles sehr kompliziert.
Menasse: Was für ein Jude war denn der Sinowatz, alt oder neu?
Javor: Weder noch, der war Burgenländer.
Menasse: Und was willst du jetzt mit dem Martin Graf?
Javor: Der wäre ein Fall für dich. Man führt gegen ihn, wie er ja selber immer sagt, eine hinterhältige Medienkampagne. Da muss dir was einfallen.
Menasse: Muss ich wirklich?
Javor: Er ist doch ein hochanständiger Mensch. Er bezieht in echt nordischer List die rechten Recken immer in seine Aktivitäten ein und verhindert damit, dass sie stattdessen politisch tätig werden. Und was glaubst du, wie schwer sich solche Leute tun, das Geld zu zählen.
Menasse: Und die alte Frau mit der Stiftung?
Javor: Mehr als das Geld ist doch die herzliche Zuwendung wert, die ihr Graf und seine wackeren Kameraden zukommen haben lassen. Außerdem haben sie das Geld doch vermehrt.
Menasse: Wessen Geld?
Javor: Wozu habe ich dich studieren lassen? Kannst du nicht mich zum Hero der Woche machen? Das wäre eine Hilfe.
Menasse: Im News jederzeit. Im Falter wäre der Dolm naheliegender.
Javor: Also ich bin schon ein echter Hero: Ich ertrage dich und deine schlechten Witze seit vielen Jahren. Ich lache sogar dann höflich, wenn du meine guten Witze schlecht weitererzählst.
Menasse: Wenn du sie erzählst, lacht tatsächlich niemand. Die brauchen meine Veredelung. Mit deinen Pointen wirst du den Falter- und News-Lesern auch weiterhin unbekannt bleiben müssen. So gesehen haben die es echt gut.
Javor: Also jetzt ist es genug mit deinen Dolmereien. Wir zahlen.
Menasse: OK, aus welcher Stiftung nehmen wir das Geld?
Javor: Aber was Stiftung. Gehen wir einfach stiften.