NU - Dajgezzn

Jesus hatte nur zwölf Jünger

NU - Ausgabe Nr. 50 (4/2012)
Der Zweierkommentar von Erwin Javor und Peter Menasse

Menasse: Ist es nicht beruhigend, dass wir jetzt wieder eine Vertretung von 24 ausgewählten Mandataren haben?

Javor: Was? Nur zwei Dutzend, wo wir doch immerhin mehr als 7.000 Mitglieder haben? Ich fühle mich total unterrepräsentiert.

Menasse: Also ich finde, das stimmt sehr gut im Verhältnis. Jesus hatte ein Dutzend Jünger und seine Arbeit war ja deutlich einfacher, als einen so großen Immobilienbesitz zu verwalten.

Javor: Lenin hatte anfänglich auch nur nebbich ein Dutzend Anhänger. Und er hat ja auch nichts zusammengebracht.

Menasse: Hochgerechnet auf die österreichische Bevölkerung ergibt sich beim gleichen Verhältnis ein Bedarf an 190.000 Abgeordneten zum Parlament. Jetzt verstehe ich, warum die Opposition einer Reduzierung der derzeitigen Zahl von 183 Mandataren nicht zugestimmt hat.

Javor: Da wäre bei Plenartagungen wenigstens das Happel-Stadion richtig voll.

Menasse: Wozu haben wir eigentlich gewählt, wenn Ossi Deutsch schon vorher mit den Bucharen seine Präsidentschaft abgestimmt hatte? Wir hätten ihm sofort gratuliert und uns die ganze unsägliche Wahlpost erspart.

Javor:

Diesmal habe ich täglich zwei Papierkörbe voll gehabt, einen zu Hause und einen am Computer.

Menasse: Mit dem Papier haben sie aus der Einheits-Gemeinde eine Einheiz- Gemeinde gemacht. Ich habe mir viel Holz für meinen Kamin erspart.

Javor: Bin ich froh, dass du mich daran erinnerst, dass das eine Einheits-Gemeinde ist. Einheitlich war nur die Einfalt der Argumente.

Menasse: Du bist zu streng. Manches war doch wirklich gut und in herrlichstem Deutsch formuliert.

Javor: Atid hat die wunderbare Idee geboren, im Wahlkampf einen Toten zu zitieren. Das war echt innovativ. Aber es war nicht konsequent genug. Man hätte daraus viel mehr machen können.

Menasse: Du meinst, so in der Art wie: „Schon Theodor Herzl hat gesagt: ‚Für einen Bund braucht es zumindest zwei. Einer ist nicht genug.‘“

Javor: Chaim Weizmann hat klar Stellung genommen, als ich ihn seinerzeit traf: „Mehr Respekt für das jüdische Leben – Chaj.“

Menasse: Und Ben Gurion warnte schon: „Wenn die Misrachi so weitermacht, wird sie noch ihr letztes Hemd verlieren.“ Aber vielleicht habe ich ihn auch nicht ganz richtig verstanden. Er sprach ja ein sehr undeutliches Iwrith.

Javor: Bruno Kreisky hat irgendeinmal was über ein Buch gesagt. Da bin ich ganz sicher.

Menasse: Also Erwin, das ist jetzt aber an den Buch-Haaren herbeigezogen.

Javor: Eine vorbildliche Veranstaltung war die Schlussdiskussion zur Wahl. So was von objektiv. Es wurde sogar ein Moderator geholt, dessen PR-Agentur Geschäfte mit Saudi-Arabien und Ägypten macht. Dort weiß man ja bekanntlich, wie Demokratie funktioniert.

Menasse: Es war wahrscheinlich keiner von unseren Leuten verfügbar, weil alle Mitglieder der Gemeinde selber auf einer Wahlliste standen. Oder jedenfalls mindestens ein Mitglied jeder Familie.

Javor: Ich habe jetzt gerade ein tolles Buch gelesen. Es heißt Rede an uns. Der Autor sprüht vor Intelligenz und Witz. Und weißt du was? Er heißt zufällig genau so wie du. Stell dir vor, wie der Arme leiden muss. Er wird für alles verantwortlich gemacht, was du an Dummheiten produzierst. Ich hätte ihm empfohlen, einen Künstlernamen anzunehmen.

Menasse: Erwin, willst du mich pflanzen? Das habe doch ich geschrieben.

Javor: Was, du hast dir einen Ghostwriter geleistet? Und mir zahlst du nicht einmal den kleinen Mokka.

Menasse: Wenn du mich besser behandeln würdest, hätte ich dich in meinem Buch sogar erwähnt. Weil manchmal braucht man zur Illustration besonders schlechte Beispiele.

Javor: Wenn du wirklich viel verkaufen hättest wollen, wäre es besser gewesen, mich als Autor zu nennen.

Menasse: Weißt du was, ich lade dich auf einen Kaffee ein und du versprichst mir, dass du nicht meine Witze im Buch als die deinen ausgibst.

Javor: Das ist einfach. Wer will schon schlechte Witze erzählen.